Der Herbst 🍂 ist da und mit ihm die Frage: braucht mein Pferd jetzt eine Decke? Und wenn ja, was für eine?! 🐴 🥶
Ich gestehe: bevor ich ein eigenes Pferd hatte, habe ich mir geschworen, nie-, nie-, niemals so ein verhätscheltes Pferd zu haben, was drölfzighundert verschiedene Decken benötigt. Tja. Dann kam Dolida. Meine Mama frotzelt gerne, dass Dolida mehr Decken besitzt als ich Jacken – aber hey, natürlich braucht sie die alle. 😅
Lass uns mal schauen, ob und wann dein Pferd wirklich eine Decke braucht oder ob das Eindecken sogar kontraproduktiv wäre.
Wann braucht ein Pferd wirklich eine Decke?
Gleich vorweg: Nicht jedes Pferd ist eine Frostbeule. Pferde haben von Natur aus ein super cleveres Temperaturregulationssystem – ihr Winterfell! Es schützt sie vor Kälte, Wind und Regen. Wenn du frierst, heißt das also noch lange nicht, dass auch dein Pferd bibbert.
Die Wohlfühltemperatur von Pferden liegt tatsächlich zwischen 5 und 15 Grad Celsius. Erst ab etwa -15°C kostet es dein Pferd Energie, seine Körpertemperatur aufrecht zu erhalten – alles andere regelt sein Fell.
Es gibt aber nichtsdestotrotz diverse Fälle, in denen eine Decke sinnvoll ist:
- Das geschorene Pferd: Wenn dein Pferd superviel Winterfell schiebt und sich damit im Training kaputtschwitzt, scherst du es vermutlich. Dann macht eine Decke durchaus Sinn, um es vor Wind und Wetter zu schützen.
- Ältere oder kranke Pferde: Ist dein Pferd schon in den besten Jahren oder hat es gesundheitliche Probleme? Dann kann es sein, dass es nicht mehr so gut mit den Temperaturen klarkommt und eine Decke die nötige Unterstützung bietet.
Meiner Dolida beispielsweise mit ihren 18 Jahren zwickt es im Rücken, wenn sie im Regen nass wurde und es dann kalt oder windig ist. - Rassenspezifische Frostbeulen: Pferde aus wärmeren Klimazonen wie Vollblüter oder auch einige Warmblüter frieren eher als ihre robusteren Kollegen. Da darfst du ihnen gerne ein bisschen Extra-Wärme bieten.
- Dauerregen: Manchmal ist selbst das beste Winterfell machtlos. Wenn dein Pferd tagelang im Dauerregen steht und keine Chance hat, trocken zu werden, ist eine wasserdichte Decke eine gute Idee.
Grundsätzlich sollte dein Pferd sich natürlich immer irgendwo unterstellen können. Aber wir hatten eine Zeitlang Boxen mit freiem Zugang zum Paddockbereich, bei denen sich die Heuraufe draußen befand. Da haben sich unsereverfressenennahrungsorientierten Pferde dann eben nicht untergestellt, sondern lieber gefuttert – auch wenn sie dabei klatschnass wurden. - Abschwitzdecken: Wenn dein Pferd im Training ordentlich geschwitzt hat und die Temperaturen im einstelligen Bereich liegen, kann eine Abschwitzdecke sinnvoll sein. Diese dünnen Fleecedecken sorgen nach dem Absatteln dafür, dass dein Pferd sich nicht verkühlt, sondern unter der Decke erstmal trocknen kann. Anschließend ziehst du bei Bedarf eine normale Regen- oder Winterdecke an.
- Nierendecken: Sie bedecken nur die Kruppe, also den hinteren Rücken deines Pferdes hinter dem Sattel, und schützen vor Verspannungen. Nierendecken sind vor allem bei geschorenen Pferden sinnvoll zum Warmreiten oder Trockenreiten, insbesondere wenn ihr bei usseligen Temperaturen auf einem Reitplatz unterwegs seid oder ausreiten geht.
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Hier findest du die Decke auf Amazon:
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Wann braucht ein Pferd KEINE Decke?
Bevor du dein Pferd in den wärmsten Deckenzwiebel-Look packst, hier ein paar Gründe, warum eine Decke auch überflüssig sein kann:
- Robuste Rassen mit Winterfell: Pferde wie Isländer, Fjordpferde und Shettys haben das Eindecken nicht unbedingt auf ihrer Prioritätenliste. Die sind so plüschig gebaut, dass sie auch bei kaltem Wetter gut klar kommen.
- Aktiv im Offenstall oder auf der Weide: Wenn dein gesundes Pferd draußen steht und viel Bewegung hat, reguliert es seine Körpertemperatur prima selbst. Bewegung hält warm – auch ohne Decke!
- Milde Temperaturen: Im Herbst ist es nicht immer gleich bitterkalt. Wenn die Temperaturen noch im zweistelligen Bereich liegen und es trocken ist, freut sich dein Pferd oft über sein natürliches Fell mehr als über eine Decke.
Pferde kommen besser mit Kälte zurecht als mit Hitze. Das gilt auch für zu warme Decken, beispielsweise wenn du in bester Absicht über Nacht eingedeckt hast und dein Pferd dann aber in der Mittagssonne unter seiner Decke schwitzt.
Worauf solltest du beim Eindecken achten?
Wenn du dich entschieden hast, dass dein Pferd eine Decke braucht, dann gibt es ein paar Dinge zu beachten. Denn eine schlecht sitzende oder unnötig dicke Decke kann deinem Pferd eher schaden als nützen.
- Passform ist das A und O: Eine Decke, die an den Schultern scheuert oder am Widerrist drückt, bringt deinem Pferd nichts außer Frust. Sie sollte gut sitzen und weder rutschen noch einschnüren.
- Die richtige Dicke: Es gibt Decken in verschiedenen Grammzahlen. Von 0 Gramm (nur Regenschutz) bis hin zu richtig dicken Winterdecken mit über 400 Gramm Füllung. Du musst die Decke also dem Wetter und den Bedürfnissen deines Pferdes anpassen (und am besten einen begehbaren Kleiderschrank haben für die diversen Decken, die sich unweigerlich im Laufe der Zeit ansammeln 😀 ).
- Reißfestigkeit: Pferde zerstören ja bekanntlich alles. 😅 Nylon- oder Polyesterdecken halten mehr aus als Baumwolldecken. Zudem gibt es die Denier-Zahl, beispielsweise 600D oder 1200D – sie bezeichnet die Fadendicke. Ein dickerer Faden ist dabei stabiler als ein dünnerer. Je höher die Denier-Zahl, desto eher überleben Decken auch ein ausgiebiges Wälzen.
- Trocken unter der Decke? Kontrolliere regelmäßig, ob dein Pferd unter der Decke noch trocken ist. Es kann schwitzen oder auch Regen in die Decke bekommen. Im Zweifelsfall ist es hilfreich, wenn du eine Ersatzdecke parat hast.
- Ein- und ausdecken: Vor allem in der Übergangszeit kann es nachts ungemütlich kalt werden und tagsüber gibt die Sonne nochmal alles. Bei solchen Wetterlagen bietet es sich an, dein Pferd nur nachts einzudecken und vormittags wieder auszuziehen. Wenn du in einer Stallgemeinschaft stehst, könnt ihr euch vielleicht absprechen, damit nicht jeder Besitzer x-mal am Tag zum Umdecken hinfahren muss.
Decken mit Halsteil oder zumindest Halsansatz sind großartig. Sie verhindern nämlich, dass der Regen vorne in die Decke hineinläuft und dein Pferd unter der Decke an der Schulter nass wird.
Was logisch ist: eine nasse Decke knüllst du natürlich nicht zusammen, sondern hängst sie irgendwo zum Trocknen auf.
Auch eigentlich wasserfeste Decken sind irgendwann leider nicht mehr ganz so dicht. Hier hilft Imprägnierspray, das du einfach auf die saubere, trockene Decke aufsprühst.
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Welche Decken habe ich?
Wie gesagt: welche Decken individuell sinnvoll sind, hängt vom Pferd ab, seinen Lebensumständen und seinem Gesundheitszustand.
Ich erzähle dir jetzt aber einfach mal, was ich selber besitze und wie meine Erfahrungen in Sachen Decke ausschauen.
Meine Dolida ist eine Pura Raza Española-Stute, sprich, eine hitzegewöhnte Spanierin. Sie ist in Andalusien geboren und hat dort ihre ersten zwei Lebensjahre verbracht, ehe es sie ins deutsche Klima verschlagen hat. Sie hasst Regen. 😀
Im Winter wird Dolidas Fell dicker, von richtigem Plüsch ist sie aber weit entfernt. Ich schere sie nicht. Sie ist mittlerweile 18 Jahre alt und hat mit ihrem Rücken und der Arthrose einige Baustellen.
Bis vor ein paar Wochen stand Dolida in einer Paddockbox, d.h. eine normal große Box mit freiem Zugang zu einem eigenen Außenbereich. Mittlerweile lebt sie zusammen mit ihrer Herde in einem großen Offenstall, wo die Pferde zwischen einer großzügigen Scheune und einem Paddockbereich wählen können. Die Scheune ist deutlich windgeschützter als die vorherige Box, die Pferde können drinnen futtern und zudem haben sie hier mehr Bewegung.
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Dolida besitzt:
- zwei 0g-Regendecken, eine davon mit Fleece (beide wasserdicht)
- eine Decke mit 50g (wasserdicht)
- eine mollig warme 200g-Winterdecke mit Halsteil (wasserdicht)
- eine Abschwitzdecke
- eine Nierendecke
- als „Spezialdecke“ eine neongelbe Leuchtdecke zum Ausreiten in der dunklen Jahreszeit
Wenn es trocken ist, decke ich Dolida nur bei Temperaturen unter 5°C ein (0g-Decke mit Fleece); bei Regen ungefähr unter 10°C (dünne 0g-Decke).
Bei frostigen Temperaturen unter 0°C darf es eine der wärmeren Decken sein.
Meine zweijährige Feli ist ebenfalls eine PRE-Stute, allerdings in Deutschland geboren und aufgewachsen. Die kleine Maus entwickelt ein richtig plüschiges Winterfell, ist also jung und robust und darf gerne ohne Decke durch den Winter kommen, da auch sie bei uns im Offenstall lebt.
Was sich nicht bewährt hat
Wir hatten auch mal eine richtig dicke, gesteppte Stalldecke geschenkt bekommen. Die war nicht wasserdicht und deswegen haben wir sie nie benutzt – als Dolida in einem früheren Stall noch eine Innenbox hatte, brauchte sie keine so warme Decke. Und seit sie freien Zugang zum Paddock hat, müssen ihre Decken natürlich Regen abhalten und sich nicht vollsaugen.
Theoretisch hätte ich diese Decke natürlich unter eine 0g-Regendecke drunterpacken können, aber dafür hätte ich die Regendecke eine Nummer größer gebraucht. 😀
Fazit
Nicht jedes Pferd braucht in der kalten Jahreszeit eine Decke. Auch wenn so ein Outfit schick aussehen kann – robuste Rassen fühlen sich oft wohler ohne Decke.
Wenn du dich dafür entscheidest, dein Pferd einzudecken, achte darauf, dass die Decke gut passt und die richtige Dicke hat. Dann steht einem warmen und gemütlichen Herbst & Winter nichts mehr im Wege. Auf ein fröhliches Pferde-Einpacken! 😀
Wie handhabst du das – deckst du dein Pferd ein?