Pferdehaltung: was kostet das eigentlich?

Kosten für die Pferdehaltung

Wenn du mit dem Gedanken spielst, dir endlich ein eigenes Pferd zu kaufen, grübelst du wahrscheinlich über die damit verbundenen regelmäßigen Kosten nach. Wir geben dir hier mal unsere Erfahrungen weiter – ungeschönt und pragmatisch.

Natürlich schwankt die Höhe der einzelnen Posten je nachdem, wo du lebst, was für ein Pferd du hast und auch welche Ansprüche du hast. Aber zur Orientierung hilft dir das hoffentlich schon mal weiter.

Der Kauf ist nicht das Teuerste…

Die Anschaffungskosten für ein Pferd und das ganze Drumherum von A wie Abschwitzdecke bis Z wie Zaumzeug sind eine ganz schöne Hausnummer. „Der Rest wird dann ja nicht mehr so teuer“, denkst du dir vielleicht. Spoiler: die regelmäßigen monatlichen Kosten läppern sich und übersteigen bereits nach nicht allzu langer Zeit die Anschaffungskosten locker. 🤡

In diesem Beitrag schauen wir uns mal an, was wir im Monat für unsere Vierbeiner veranschlagen.

Die Stallmiete

Der größte regelmäßige Faktor ist die Stallmiete. Denn die wenigsten von uns haben das Glück, über eigene Unterbringungsmöglichkeiten zu verfügen oder das Pferd gegen kleines Geld beim Bauern nebenan einstellen zu können.

Pi mal Daumen gehen die Kosten für die Stallmiete bei 300€ pro Monat los, können aber locker auch doppelt oder sogar dreimal so hoch sein. Ganz wesentlich hängt das von deinen Ansprüchen ab – je mehr du selber machst, desto weniger zahlst du. Mit einem Selbstversorgerstall kommst du daher günstiger weg als in Vollpension, wo dir alle Arbeiten rund ums Pferd abgenommen werden. Ein Stall mit einfachem Außenplatz wird preiswerter sein als eine professionelle Anlage mit zwei Hallen, Round Pen, Führanlage und Solarium.

Hier musst du schauen, welche Ausstattung für dich essentiell ist (für uns ist das beispielsweise eine überdachte Halle, damit wir unsere Pferde auch im Winter oder bei strömendem Regen bewegen können) und welche Möglichkeiten du hast, selber anzupacken. Wenn du feste Arbeitszeiten und eine Fahrtzeit von einer Stunde zum Stall hast, bist du oft einfach auf andere Menschen angewiesen, die dein Pferd auf die Weide bringen, Decken an- und ausziehen und ggf. auch für dich misten.

Tipp: Viele Ställe sind auf stall-frei.de vertreten. Hier kannst du nach Unterbringungsmöglichkeiten in deiner Region suchen und dir ein Bild von den Preisen machen.

Einstreu

Je nach Stall bist du selber dafür verantwortlich, Einstreu für deine Box zu besorgen. In Vollpensionsställen, in denen du nicht selber mistest, ist die Einstreu meist im Preis inbegriffen.

Wie viel Einstreu du brauchst, hängt von der Größe deiner Box ab, wie viel Zeit dein Pferd darin verbringt und ehrlicherweise auch davon, wie sehr dein Pferd herumsaut. Einige Exemplare entwickeln eine ausgefeilte Lasagne-Technik, bei der Pinkelstellen, Heu und plattgetretene Äppelhaufen ganz liebevoll Schicht um Schicht vermengt werden, sodass du maximal viel misten musst. 🙂

Unsere Pferde standen in einem früheren Stall in einer Innenbox und konnten im Winter nur stundenweise aufs Gemeinschaftspaddock. Hier waren die Boxen viel dreckiger als jetzt, wo sie in einer offenen Box mit freiem Zugang zum eigenen Paddock stehen.

Wir haben die besten Erfahrungen mit Strohpellets gemacht.

Tipp: Wenn du die Möglichkeit zum Lagern hast, kannst du dir Einstreu in kostengünstigeren Big Bags à 1000kg liefern lassen, mit denen du mehrere Monate lang auskommst.

Die Kosten für Einstreu liegen bei ungefähr 50€ im Monat.

Futter

In den meisten Ställen sind Heu oder Heulage im Preis inbegriffen. Oft ist das „ad libitum“, d.h. so viel du willst. Es kann aber auch sein, dass der Stallbetreiber das Heuverteilen übernimmt und dann musst du schauen, ob die Menge für dein Pferd ausreicht.
Wir standen mal in einem Stall, in dem der Stallbesitzer morgens und abends Heu verteilt hat. Allerdings mussten wir dort kiloweise (!) Kraftfutter zufüttern, damit uns die Pferde nicht zu dünn wurden. Im jetzigen Stall steht den Pferden dank Raufen 24/7 Heu zur Verfügung und wir brauchen gar kein Müsli mehr. Das wirkt sich natürlich auch auf deinen Geldbeutel aus.

Sinnvoll ist es, zusätzlich zum Heu oder zur Wiese Mineralfutter zu ergänzen. Hier gibt es Preisspannen „von bis“. Mineral- und Salzlecksteine werden insbesondere im Sommer, wenn die Pferde viel schwitzen, gerne angenommen. Die kosten nicht die Welt, läppern sich aber zusammen mit Leckerlis, frischen Äpfeln und Möhren oder getrockneten Hagebutten für zusätzliches Vitamin C im Winter.

Grob geschätzt solltest du für die Ernährung deines Pferdes rund 50€ im Monat einplanen.

Hufpflege

Egal ob beschlagen oder barhuf – dein Pferd muss regelmäßig zur Pediküre, um die Hufe in Form zu bringen, etwaige Fehlstellungen zu korrigieren und ggf. beschlagen zu werden.

Hufeisen oder Duplos verursachen zusätzlich zur Hufbearbeitung auch Materialkosten. Wenn du Glück hast, kannst du sie länger als eine Beschlagsperiode wiederverwenden – wenn sie schon zu abgelatscht sind, geht das nicht.
Manche Pferde benötigen nur vorne Eisen, manche werden vollbeschlagen an allen vier Hufen.

Wir haben mit unseren Pferden alle Varianten durch von komplett barhuf mit Hufschuhen zum Ausreiten, Beschlag vorne und Hufschuhen hinten oder auch Vollbeschlag.
Eine Barhufbearbeitung ist grundsätzlich kostengünstiger (um die 50€ alle 5-8 Wochen), allerdings fallen dann ggf. Hufschuhe an. Ein Paar Hufschuhe kostet rund 200€ und hält bei uns etwa 2 Jahre.

Hier haben wir den Vorteilen, Nachteilen & unseren Erfahrungen mit Hufschuhen einen eigenen Artikel gewidmet:

Hufschuhe: Vorteile, Nachteile & unsere Erfahrungen

Die monatlichen Kosten für die Hufbearbeitung liegen bei rund 50 – 100€.

Der Tierarzt…

… muss hoffentlich nicht allzu oft kommen, allerdings empfiehlt es sich sehr, für den Fall der Fälle trotzdem regelmäßig Geld auf Seite zu legen. Denn Murphy’s Law gilt auch im Pferdestall und deswegen sind es bevorzugt Sonn- und Feiertage, an denen Pferde eine Kolik bekommen oder sich verletzen – eben dann, wenn der Tierarztbesuch besonders teuer wird und auf einen Schlag etliche Hundert oder auch Tausend Euro weg sind. Dolidas letzte Lahmheitsdiagnostik hat mich mal eben schlappe 2.500€ gekostet. 🙈

Hinzu kommen regelmäßige Termine und Kosten für Impfungen, Wurmkuren, Zeckenschutz & Co.

Im Schnitt liegen wir aktuell bei rund 100€ pro Monat für den Tierarzt.

In diese Kategorie fallen aber auch Kosten für osteopathische Behandlungen oder den Zahnarzt, der deinem Pferd etwa alle zwei Jahre ins Maul gucken sollte. Also packen wir hier nochmal 50€ drauf.

Sollte dein Pferd eine chronische Erkrankung wie beispielsweise Cushing haben und dauerhaft Medikamente benötigen, fallen natürlich zusätzliche Kosten an.

Versicherungen

Eine Haftpflichtversicherung benötigt dein Pferd auf jeden Fall. Für rund 100€ im Jahr bist du dabei, großzügig kalkuliert also etwa 10€ monatlich.

Darüber hinaus kannst du für dein Pferd eine OP-Versicherung oder eine generelle Krankenversicherung abschließen. Die OP-Versicherung ist auf jeden Fall sinnvoll – bei allem anderen musst du schauen, bei welchen Beiträgen du liegen würdest. Vorerkrankte Pferde wie Dolida mit ihrem Senkrücken werden oft leider gar nicht bei einer Krankenversicherung angenommen.

Für die OP-Versicherung liegen wir aktuell bei etwa 50€ im Monat.

Rücklagen fürs Pferdezubehör

Okay – ich habe oben gesagt, dass wir hier über die regelmäßigen monatlichen Kosten reden und nicht über einmalige Anschaffungen. 🤪 Aber ehrlicherweise brauchen (jawoll!) wir Pferdeleute so oft irgendetwas Neues, dass dieser Posten nicht in so einer Aufstellung fehlen darf, wenn sie realistisch sein soll.

Denn es ist ja so: natürlich kaufst du dir nicht jeden Monat eine neue Schabracke oder eine neue Reithose. Aber im einen Monat gehen deine Hufschuhe kaputt, im nächsten die Trense. Dann muss mal der Sattel angepasst werden und mal ist das Mähnenspray leer, dein Pferd zerreißt seine Fliegendecke, du brauchst endlich wasserdichte Gummistiefel und und und… es hört ehrlicherweise nie auf. 🫠

Und ja – dann soll es noch diese berühmt-berüchtigten Ausflüge in einschlägige Pferdeläden geben, die durchaus auch schon mal vierstellig enden… ahem…

Also sind wir realistisch und rechnen mit 100€ pro Monat für das ganze Drumherum an Ausrüstung & Co.

Fahrtkosten zum Stall

Nicht zu vergessen sind die Spritkosten, falls der Stall weiter entfernt liegt.

Sonstige Kosten

Möchtest du mit deinem Pferd auf Turnieren starten, kommen weitere Kosten auf dich zu: Meldegebühren, Transportkosten, ggf. Übernachtungsgebühren und und und.
Da wir beide nicht auf Turnieren unterwegs sind, haben wir da keine aktuellen Erfahrungswerte in Bezug auf die Ausgaben für dich.

Sofern sich dein Pferd noch in der Ausbildung befindet oder du Baustellen mit Hilfe eines Profis angehen möchtest, kannst du es gegen Bezahlung in Beritt geben. Meistens zahlst du den Beritt selber plus die Unterbringung im Berittstall, musst aber deine normale Boxenmiete ebenfalls weiterzahlen, damit dein Pferd sein Zuhause behält.

Möchtest du mit deinem Pferd an Lehrgängen teilnehmen oder Reitunterricht nehmen, kostet auch das Geld.

Unter „ferner liefen“ fallen kleinere Beträge wie beispielsweise die Reitplakette, die du zumindest hier in NRW benötigst, um mit deinem Pferd im Gelände ausreiten zu dürfen.

Monatliche Kosten unterm Strich

Wenn wir das alles zusammenfassen, sieht das bei uns pro Pferd so aus:

Stallmiete320€
Einstreu50€
Futter50€
Hufpflege50€
Tierarzt, Osteo & Co.150€
Versicherungen60€
Ausrüstung & Co.100€
Summa summarum
(kann bei dir auch durchaus mehr oder etwas weniger sein)
780€

Fazit

Pferdehaltung ist leider ein teurer Spaß. Wie schon weiter oben erwähnt, können dich zusätzlich zu den regulären Kosten auch immer mal wieder unerwartete Ausgaben treffen, weil dein Pferd krank wird oder teure Ausrüstungsgegenstände angeschafft bzw. ersetzt werden müssen. Ein Tausender pro Monat ist da locker weg.

Wie viel Geld gibst du für dein Pferd im Monat aus?

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