Nun ist unser Pferdeblog schon ein Weilchen am Start und ein lange angekündigtes Thema steht noch aus: unsere ausführliche Vorstellung und wie Steffi und ich jeweils überhaupt aufs Pferd gekommen sind!
Ich mache mal den Anfang:
Pferdemädchen von klein auf
Geboren 1987, war ich von klein auf begeistert von Pferden. Damit fiel ich bei uns in der Familie komplett aus dem Rahmen – weder meine Eltern, noch sonst jemand in der Verwandtschaft hatte irgendetwas mit Pferden am Hut.
Ich liebte das Pony, das bei uns im Dorf stand und das ich immer am Zaun besuchen durfte..
… und sammelte die ersten Reiterfahrungen auf dem Schaukelpferd im Kaufhaus:
Es dauerte nicht lange, bis ich alle Pferderassen auswendig lernte, Schleichpferde sammelte, in sämtliche Schulhefte Pferdeköpfe hinkritzelte und das Kinderzimmer mit lauter Pferdepostern aus der Wendy tapezierte.
Ich verschlang alles über Pferde, was mir in die Finger kam, egal ob Jugendbuch, Fachbuch oder sonstige Romane, Hauptsache ein Pferd war mit von der Partie – ich war 10, als ich Tolstois Leinwandmesser las (und weiß noch, wie ich am Ende geheult habe).
Endlich Reitunterricht!
Natürlich lag ich meinen Eltern die ganze Zeit in den Ohren, weil ich endlich reiten lernen wollte und natürlich auch von einem eigenen Pferd träumte. Als ich 8 war, gaben meine Eltern dem jahrelangen Betteln nach und ich durfte endlich Reitstunden nehmen! 🤩
Ein eigenes Pferd war damals aus Kostengründen leider nie drin (Spoiler: mit 33 Jahren habe ich mir diesen Traum erfüllt). Aber ich bin meiner Mama sehr dankbar, dass sie mich so oft wie möglich zum Stall gefahren hat und sich regelmäßig an der Bande die Beine in den Bauch gestanden hat.
Angefangen zu reiten habe ich auf einem Ponyhof und bin dann bald in einen Stall mit Großpferden gewechselt.
Eine Stute liebte ich als Jugendliche ganz besonders – als Schulpferd gekauft, stellte sich heraus, dass sie beim Verkauf sediert gewesen sein muss. Eigentlich war sie wahnsinnig schreckhaft und steigerte sich da auch immer rein. War mir egal. Ich liebte dieses Pferd und arbeite mit ihr im Rahmen dessen, was einem als Reitschüler halt so möglich war. Außer mir wollte diese riesige Stute eh nie jemand reiten und wir wuchsen zusammen. Als sie irgendwann weiterverkauft wurde, habe ich Rotz und Wasser geheult. 🥺 Auch wenn klar war, dass diese Stute nichts für einen Schulbetrieb ist. Ich wüsste zu gerne, was aus ihr geworden ist.
Generell waren wir Reitschüler in den Augen der gleichaltrigen Privatpferdebesitzer natürlich immer nur minderwertig. Ich würde gerne sagen, dass die Zeit im Stall mein Happy Place war, aber das Mobbing aus der Schule ging teilweise auch im Stall weiter. Daher war ich nicht allzu traurig, als ich irgendwann mit den Reitstunden aufhörte und mir andere Möglichkeiten zum Reiten suchte.
Reitbeteiligungen auf Groß und Klein
Ich hatte dann verschiedene Reitbeteiligungen, nutze jede Gelegenheit zum Reiten bei Mitschülerinnen und war immer liebend gern auf langen Ausritten unterwegs. Ich bin sehr ländlich aufgewachsen und hier kann man stundenlang zwischen Feldern und Wäldern durchs Gelände streifen.
In dieser Zeit durfte ich viele unterschiedliche Pferde reiten, von Ponys bis hin zu Friesen, teilweise im Viereck, aber meistens querfeldein und oft ohne Sattel.
Auch wenn ich eigentlich sehr froh bin, alle Jugendsünden in einer Zeit ohne Smartphones begangen zu haben – es ist schon ein bisschen schade, dass ich davon so gut wie keine Fotos habe.
Pferdelose Jahre
Während des Studiums gab es dann leider eine weitestgehende Pferdepause und auch danach wohnte ich erst einmal pferdelos in der Stadt. Das Reiten und generell der Umgang mit Pferden hat mir in der Zeit so wahnsinnig gefehlt! Damit stand endgültig fest, dass das mit den Pferden bei mir nicht nur so eine Phase war. 😀
Anfang 2017, kurz vor meinem 30. Geburtstag, zogen wir endlich wieder zurück aufs Land.
Im Oktober des gleichen Jahres wurde bei mir Multiple Sklerose diagnostiziert (darüber schreibe ich drüben auf meinem anderen Blog Lieblingsalltag ausführlicher). Sobald der damalige Schub halbwegs überstanden war, beschloss ich, dass es höchste Zeit war, endlich wieder zu reiten! Leider spielte mein Körper noch nicht ausreichend mit, um Reiten plus das ganze Drumherum im Stall gewuppt zu bekommen.
Stattdessen bekam ich einige Monate später aber die Gelegenheit, hier im Dorf einige Ponys mitzuversorgen. Zum Reiten waren die Ponys zwar zu klein, aber ich konnte vom Boden aus mit ihnen arbeiten und sie betüdeln. 🥰 Eine junge Shettystute lernte ihr kleines 1×1 des Spazierengehens und alles andere wie Hufegeben und geputzt werden, was eine 2,5jährige schon so können darf. Auch ein Isländerfohlen war vorübergehend dabei, ehe es zusammen mit seiner Mama in eine größere Fohlenherde umzog.
2020 bekam ich dann über eine Freundin endlich wieder die Chance zu reiten! Sie hatte ihr Pferd bei einer Bekannten mit mehreren Pferden zu stehen und eins davon, einen Tinkermix, ritt ich fortan mehrmals pro Woche. Mittlerweile spielte mein Körper auch wieder mit. Endlich wieder Pferde, endlich wieder reiten! 🥰
Meistens ritten wir in einem traumhaften, riesigen Waldgebiet aus, ich nahm aber auch einige Trainerstunden bei Nicole Mühlhoff. Der letzte Reitunterricht war bei mir ja schon ewig her – während des Studiums hatte ich zwischendurch einige wenige Male die Gelegenheit, bei Luna Deutzmann in Neuss Unterricht zu nehmen, aber auch das lag schon wieder viel zu lange zurück.
Damals fing ich auch erst an, mich im Internet mit dem Thema Pferde zu beschäftigen. Vorher hatte ich um Pferdeforen & Co. einen Bogen gemacht, weil die Sehnsucht nach Pferden und dem Reiten in mir so sehr tobte-
Und es war und ist großartig zu sehen, wie viel Pferdewissen und wie viel Austausch es mittlerweile gibt! Sicherlich sind auch immer fragwürdige Ansätze oder Umsetzungen darunter. Aber im Großen und Ganzen ist das ein deutlicher Unterschied zu dem, wie ich damals meine Reitschulzeit erlebt habe.
Auch in meinen Bücherregalen sammeln sich seitdem immer mehr Fachbücher rund um Pferdeanatomie, Ausbildung und verschiedene Reitweisen an.
Währenddessen versorgte ich, übrigens bis heute, weiterhin immer mal wieder zwei Ponys hier im Dorf mit, wenn die Besitzer nicht da sind.
Ein eigenes Pferd!
2020 reifte dann auch der Entschluss, mir endlich ein eigenes Pferd zu kaufen: wann, wenn nicht jetzt?
Natürlich überlegte ich, vielleicht den Tinker zu übernehmen. Aber auch wenn ich ihn zwar wirklich mochte, war er eigentlich nicht mein Typ Pferd. Wie es der Zufall will, suchte die Besitzerin des Stalls tatsächlich aber auch für ein anderes ihrer Pferde ein neues Zuhause: tja – Dolida!
Wie genau ich zu Dolida kam, habe ich einiger Zeit mal auf einem meiner anderen Blogs geschildert. Ich werde die Beiträge demnächst mal heraussuchen und hierher umziehen. Daher mag ich an dieser Stelle gar nicht zu sehr ins Detail gehen, nur so viel: im Januar 2021 wurde es offiziell, ich habe meine Dolida gekauft. 🥰
Sie ist eine PRE-Stute (Pura Raza Española), kam mit etlichen Baustellen aus dem Tierschutz und war damals gerade noch so 14 Jahre alt.
In den vergangenen 3,5 Jahren haben wir schon so unglaublich viel zusammen erlebt und sind vor allem wahnsinnig als Team zusammengewachsen.
Wenn ich mal zurückdenke: zu Beginn war alleine ins Gelände reiten unmöglich, da Dolida mir zu diesem Zeitpunkt null vertraute und alles hinterfragte. Wir sind de facto reitend nicht vom Stall weggekommen, oft auch nicht in Begleitung. Stattdessen bin ich kilometerweit mit ihr spazierengegangen. Auch das war eine Herausforderung, weil Dolida auf dem Hinweg alle paar Meter stehenblieb und es auf dem Rückweg dafür immer sehr eilig hatte. Also habe ich erstmal ganz viel an der Hand mit ihr gearbeitet, Vertrauen aufgebaut und auch Muskeln. Aufgrund ihrer Vorgeschichte hat Dolida einen Senkrücken und das war für mich ein Grund, mich noch eingehender mit gesunderhaltender Gymnastizierung auseinanderzusetzen. Unterm Sattel hat Steffi uns beide enorm viel durch Unterricht weitergebracht.
Und jetzt? Dolida und ich sind so fein im Umgang, dass ich sie regelmäßig frei arbeite und hier kleinste Körperbewegungen ausreichen, um mit ihr zu kommunizieren. Von Dolida habe ich gelernt, in der Arbeit mit Pferden wirklich zu 100% im Hier und Jetzt zu sein und nicht nur zu 98% – sie ist so sensibel, dass sie mir ein Abschweifen der Gedanken sofort spiegelt.
Alleine ausreiten ist kein Problem mehr und auch generell hat sie sich im Rahmen ihrer körperlichen Möglichkeiten unterm Sattel wahnsinnig gut entwickelt.
Mittlerweile ist Dolida 18 und Anfang des Sommers haben wir durch viele Röntgenbilder das bestätigt bekommen, was ich schon befürchtet hatte: dass ihre Arthrose vor allem in den Vorderbeinen leider schlimm vorangeschritten ist und auch ein Hufrollenbefund wurde dabei festgestellt. 😔
Daher habe ich ihr Training entsprechend schonender umgestellt, unterstütze sie mit einem entlastenden Spezialbeschlag (zehenoffene Duplos), Fesselkopfgamaschen fürs Arbeiten, Depot-Kortison vom Tierarzt und Ergänzungsfutter, was vielleicht auch ein klitzekleines bisschen hilft.
Vom Kopf her ist Dolida allerdings noch ganz und gar nicht im Rentnerteam angekommen und auch so hat sie meist noch richtig viel spanisches Go. Wir schauen einfach von Tag zu Tag, was geht.
Dass mir ein Pferd, was in seinem Leben schon so viel erlebt hat, so vertraut und dass wir eine so tiefe Bindung haben, ist das größte Geschenk überhaupt. 💛
Und die Geschichte geht weiter…
Auch wenn Dolida einmal gar nicht mehr reitbar sein wird, bleibt sie auf jeden Fall für immer bei mir. Sie ist meine Freundin… Familienmitglied… mein Herzenspferd. 💛
Bald wird es aber eine weitere spannende Neuigkeit geben… 😊 🐴