Hufschuhe: sinnvolle Alternative zum Beschlag?

Hufschuhe: Vorteile, Nachteile & unsere Erfahrungen

Um die Hufe zu schützen, werden viele Pferde beschlagen. Alternativ bleiben sie barhuf – dann benötigen sie aber insbesondere zum Ausreiten oft einen Schutz in Form von Hufschuhen.

In diesem Beitrag möchten wir dir die Vor- und Nachteile von Hufschuhen vorstellen sowie die Erfahrungen, die wir damit im Laufe der Jahre gemacht haben: Steffis Pferde sind meist beschlagen, tragen zwischenzeitlich aber Hufschuhe. Meine Stute ging lange barhuf mit Hufschuhen zum Ausreiten und trägt nun vorne Duplos und hinten Hufschuhe.

Und für alles gibt es gute Gründe!

Was sind Hufschuhe?

„Hat das Pferd etwa Schuhe an?!“, staunen Spaziergänger beim Ausreiten immer mal wieder. Japs, Dolida trägt im Gelände in der Tat Schuhe.

Hufschuhe sind heutzutage eine weit verbreitete Alternative zum klassischen Hufbeschlag. Üblicherweise werden sie nur zum Reiten im Gelände angezogen, da die Böden hier oft steinig sind. Das kennst du von dir selber – über Schotter läufst du ja auch nur ungern barfuß. Deinem Pferd ergeht es da nicht anders.
Wenn du mit deinem Pferd viel auf harten Untergründen wie Asphalt unterwegs bist, schützen Hufschuhe die empfindliche Hufsohle zudem vor zu viel Abrieb.

Eine spezielle Art von Hufschuhen sind sogenannte Krankenschuhe. Die kommen bei der Behandlung von Hufkrankheiten zum Einsatz und entlasten den Huf.

Wann Hufschuhe und wann beschlagen?

Als ich Dolida übernommen habe, war sie seit erst kurzem barhuf und hatte richtig kaputte Füße. So kaputt und empfindlich, dass selbst kurze Wege über den Hof eine Tortur waren. Es dauerte um die anderthalb Jahre und viel Arbeit, bis Dolidas Hufe endlich wieder gesund und kräftig nachgewachsen waren.
Deswegen wollte ich in Dolidas Hufe nie, nie wieder Nägel schlagen.

Tja – sage niemals nie. Dolida hat aufgrund ihrer Vorgeschichte Arthrose. Vor allem im linken Vorderbein macht ihr diese mittlerweile sehr zu schaffen. Die Röntgenbilder waren sehr ernüchternd. In Absprache mit dem Tierarzt habe ich sie daher nun doch vorne beschlagen lassen.
Denn ein Beschlag kann den Huf nicht nur schützen, sondern auch die Beinstellung und den Bewegungsablauf beeinflussen. Da ihr die Arthrose das Abrollen schmerzhaft macht und Erschütterungen beim Laufen auf hartem Untergrund weh tun, ist Dolida jetzt ganz fancy unterwegs: mit zehenoffenen Duplos an den Vorderhufen.

Duplos sind quasi Hufeisen aus Plastik, die leichter sind und Stöße dämpfen. Und zehenoffen bedeutet, dass sie „verkehrt herum“ angebracht sind. Dadurch wird Dolida das Abrollen erleichtert und generell die tiefe Beugesehne entlastet, die sonst über die von Arthrose betroffenen Stellen „schrammen“ würde.
Mit Hufschuhen ist eine solche Korrektur nicht möglich.

Wenn wir ins Gelände gehen, schütze ich die Hinterhufe weiterhin mit Hufschuhen. Eine Zeitlang hatte ich nur vorne Hufschuhe drauf und war hinten barhuf unterwegs, aber seit einem unglücklichen Erlebnis mit einem dicken Stein möchte ich dieses Risiko nicht mehr eingehen.

Allerdings bedeutet das Anziehen der Hufschuhe natürlich Extra-Aufwand vor dem Reiten. Und wenn man dann noch nicht das richtige Modell für sein Pferd gefunden hat, ist es einfach nur nervtötend, wenn man immer wieder einen Hufschuh verliert oder das Pferd damit nicht richtig rund läuft. Ich habe etliche Anläufe gebraucht, bis ich die passenden Hufschuhe für Dolidas Hufform und ihren schwungvollen spanischen Bewegungsablauf gefunden habe.

Aber auch bei Pferden, die eigentlich mit Eisen unterwegs sind, gibt es bisweilen gute Gründe für Hufschuhe: Steffis Stute hat es geschafft, sich ein Eisen auf der Wiese so unglücklich abzutreten, dass ein ganzes Stück von der Hufwand mit abgebrochen ist. Auf so einen Huf kann natürlich erstmal kein Eisen mehr genagelt werden und somit ist auch Leya vorerst wieder mit Hufschuhen unterwegs.

Hufschuhe: Old Mac's G2
Leya ist mit Old Mac’s G2 unterwegs, seit ihr der Huf ausgebrochen ist

Manche Pferdebesitzer beschlagen ihre Pferde auch nur im Sommer, wenn viel ausgeritten wird, und sind ansonsten mit Hufschuhen unterwegs.

Es muss keine harte Entweder-Oder-Entscheidung sein!

Was kosten Hufschuhe vs. Beschlag?

Die ganz klassische Antwort: it depends. 😀

Je nach Modell musst du mit ungefähr 100 – 150€ pro Hufschuh rechnen. Auf den einschlägigen Portalen und in einigen Facebook-Gruppen kannst du Hufschuhe aber auch gebraucht kaufen.

Bei mir halten Hufschuhe in der Regal anderthalb bis zwei Jahre lang. Wenn die Sohle sprichwörtlich auseinanderfällt, ist es Zeit für neue Schuhe. 😀

Bei manchen Hufschuhen kannst du einzelne Ersatzteile nachkaufen, beispielsweise die Riemchen.

Das hier sind beispielsweise die Equine Fusions, die Dolida an den Hinterhufen trägt:

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Hufschuhe: Equine Fusion Jogging All Terrain Ultra

Zu den Kosten für die Hufschuhe selber kommt natürlich die Hufbearbeitung. Je nachdem, was dein Pferd braucht, liegst du hier bei ungefähr 50€ alle 6 bis 8 Wochen.

Die Kosten für einen Beschlag hängen natürlich ebenfalls von diversen Faktoren ab – was für Eisen oder Duplos benötigt dein Pferd, können die alten Eisen nochmal neu verwendet werden, hast du einen Vollbeschlag für alle vier Hufe oder nur vorne, und und und.
Auch der Hufschmied sollte alle 6 bis Wochen kommen. Da er ja quasi die gleiche Arbeit macht wie ein Hufbearbeiter, zusätzlich aber noch die Eisen anpasst, beschlägt und auch die Materialkosten hat, liegst du preislich mit rund 100 – 130€ bei rund doppelt so viel.

Hufschuhe kaufen: worauf kommt es an?

Wenn du noch keine Erfahrungen mit Hufschuhen hast, lohnt es sich, in eine Hufschuhberatung zu investieren: ein kundiger Mensch kommt zu dir an den Stall und hat jede Menge verschiedene Modelle im Gepäck.

Wichtig: idealerweise sind die Hufe kurz vor dem Termin bearbeitet worden und haben ihre ideale Form.

Du erfährst in der Beratung, welche Modelle sich für die Anatomie deines Pferdes eignen und natürlich werden die Hufe professionell vermessen, um die richtige Größe zu finden.

Alternativ dazu kannst du natürlich auch auf eigene Faust losziehen. Viele Modelle bekommst du in Reitsportgeschäften oder eben übers Internet.

Frag im Stall, ob andere Einsteller Hufschuhe nutzen – so ein Erfahrungsaustausch ist immer hilfreich und vielleicht hat ja jemand sogar ein Modell in der richtigen Größe, was du deinem Pferd mal anprobieren kannst.

À propos Modell:

Passende Hufschuhe finden

Die größte Problematik bei Hufschuhen ist es, ein passendes Modell zu finden. Unterschiedliche Pferde und Pferderassen haben ja ganz unterschiedliche Formen von Hufen und Beinen und daher gibt es eine riiiiiieeesige Menge unterschiedlichster Hufschuhmodelle.
Nicht jeder Hufschuh passt jedem Pferd!

Los geht es mit der Hufform: einige Pferde haben ziemlich runde Hufe, andere sind eher oval. Für letztere bieten manche Hufschuh-Hersteller spezielle Slim-Größen an, die schmaler geschnitten sind. Dolida beispielsweise trägt vorne normale Hufschuhe und hinten Slim.

Wie steil die Hufe sind und ob die Trachten vielleicht eher untergeschoben sind, ist ebenfalls entscheidend. Dieser Tinker kommt wunderbar mit Scoot Boots zurecht – Dolidas Hufe hingegen würden in diese Form gar nicht hineinpassen.

Scoot Boots - Hufschuhe
Scoot Boots

Das Pferd muss gut abrollen können und darf durch die Hufschuhe in seinem natürlichen Bewegungsablauf nicht gestört werden.

Und ganz wichtig ist, dass die Hufschuhe auch beim flotteren Tempo halten. Mit meiner Dolida kann ich da ein Lied von singen… als temperamentvolle Spanierin wirbelt Dolida ihre Füße ja ganz schön durch die Luft.
Bevor wir mit den Equine Fusions die für Dolida passenden Hufschuhe gefunden hatten, mussten wir beim Galoppieren im Gelände immer jemanden hinter uns haben. Früher oder später erscholl dann nämlich ein ganz lieblicher Schrei, „Huuuuufschuh!!“, woraufhin die ganze Truppe durchparierte, kehrt machte und ich irgendwo am Wegesrand den weggeflogenen Hufschuh wieder einsammelte und ans Pferd bastelte.

Neben der grundsätzlichen Passform der Hufschuhe entscheidet auch der Verschluss darüber, wie gut die Schuhe halten. Manche Modelle haben Gummiriemen, die ähnlich wie ein Gürtel geschlossen werden, andere haben einen oder auch mehrere Klettverschlüsse. Einschnüren oder scheuern dürfen die Hufschuhe natürlich nicht!

Außerdem gibt es verschiedene Materialien. Dolida lief eine Zeitlang mit Flex Hoof Boots – die haben wir zwar leider im Galopp verloren, aber was ich an denen geliebt habe, war das Material. Die sind nämlich so luftig aus Plastik und einer Art Moosgummi hergestellt, dass sie superschnell trocknen.

Hufschuhe: Flex Hoof Boots
Flex Hoof Boots

Das kann ich von meinen Equine Fusions leider nicht behaupten. Nach einem Ausritt im Regen oder bei Matschewetter brauchen die ewig und drei Tage zum Trocknen.

Hufschuhe: Equine Fusion
Equine Fusions halten bombastisch, brauchen aber leider lange zum Trocknen

Pferdehufe richtig messen

Für jedes Hufschuhmodell gibt es eigene Größentabellen und die Bezeichnungen können ganz unterschiedlich sein. Das ist also nicht vergleichbar mit menschlichen Schuhgrößen, wo du einfach irgendwann weißt, dass du Schuhgröße 39 trägst.

Am besten misst du die Größe, wenn dein Pferd gerade bei der Hufpflege war und die Hufe die idealen Maße haben. Wähle den Hufschuh dann ein kleines bisschen größer, sodass du noch etwa 3mm Spiel hast.

Zum Messen kratzt du die Hufe erst gründlich aus und schnappst dir dann einen Zollstock. Idealerweise hast du ein liebes Helferlein, sodass einer den Huf hochhebt und den Zollstock anhält und der andere ein Foto davon macht. Das ist definitiv hilfreich, um später in Ruhe nochmal nachzusehen und sich nicht auf ein im Eifer des Gefechts gemessenes Ergebnis zu verlassen.

Die Breite misst du an der breitesten Stelle des Hufs.

Die Länge ist ein bisschen tricky: du fängst vorne an der Zehe an und misst bis zum Ballenbereich der Trachten.

Miss auf jeden Fall alle vier Hufe! Die meisten Pferde haben links und rechts keine großen Unterschiede, aber sicher ist sicher. Dass die Hufgröße vorne und hinten unterschiedlich ausfällt, ist normal.

Hufschuhe anprobieren

Es ist soweit: die neuen Hufschuhe sind da und fertig zum Anprobieren!

Egal wie sorgfältig du vorher probiert und gemessen hast, es kann immer mal vorkommen, dass die Hufschuhe doch nicht richtig passen. Damit du sie in diesem Falle umtauschen kannst, ist es natürlich superwichtig, dass sie sauber bleiben.

Hier sind unsere Tipps für die Hufschuhanprobe:

  • Kratz die Hufe gründlich aus, bürste dabei auch Sand & Co. aus den Ritzen. Eventuell möchtest du die Hufe vorher auch mit dem Schlauch saubermachen und trocknen lassen.
  • Such dir einen trockenen, sauber gefegten Ort wie beispielsweise die Stallgasse.
  • Zieh deinem Pferd ein Söckchen über – diese dünnen Dingerchen aus Strumpfhosenmaterial.
  • Jetzt kannst du den Hufschuh anziehen.
  • Führ dein Pferd ein paar Mal auf möglichst sauberem Untergrund auf und ab und schau, wie es mit den Hufschuhen läuft.

Trägt dein Pferd auch Hufschuhe? Wie sind deine Erfahrungen?

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