Stallsuche: auf was musst du achten?

Stallsuche: worauf musst du achten?

Vielleicht kommt bald dein neues Pferd zu dir oder du möchtest mit deinem Pferd in einen anderen Stall umziehen: Thema Stallsuche!

Auch wir sind mit unseren Pferden schon das ein oder andere Mal umgezogen und haben ganz verschiedene Ställe kennengelernt.
Mit diesem Artikel möchten wir dir eine Checkliste an die Hand geben, auf was du bei der Stallsuche achten solltest und wie du einen Stall findest, der für dich und dein Pferd passt.

Was ist dir wichtig?

Bei der Suche nach einem neuen Zuhause für dein Pferd gibt es superviele Faktoren. Jeder Stall hat seine ganz eigenen Vor- und Nachteile.

Aber nicht alle Aspekte sind für jeden Pferdebesitzer gleich wichtig! Deswegen gibt es auch nicht den einen „perfekten“ Stall (zumindest nicht, wenn du nicht superreich bist 😀 ). Wichtig ist, dass du dich mit deinem Pferd dort wohlfühlst und ihr alles habt, was ihr persönlich braucht.
Als Springreiter möchtest du natürlich einen entsprechenden Reitplatz und Hindernisse nutzen können, mit einem Rehe-Pferd benötigst du Auslauf ohne saftige Wiesen.

Eine eierlegende Wollmilchsau wirst du leider (fast) nie finden.

Überleg dir daher, was für euch relevant ist und in welchen Punkten du Abstriche ruhig verschmerzen kannst.

Wie sind die Pferde untergebracht?

Das A und O ist ein pferdegerechtes Zuhause. Wie groß sind die Boxen? Kann dein Pferd sich dort bequem hinlegen? Ist es nur eine Box oder gibt es einen angeschlossenen Paddock, den dein Pferd selbstständig betreten kann? Gibt es vielleicht die Möglichkeit eines Laufstalls mit mehreren Artgenossen oder einen kompletten Offenstall?

Hat dein Pferd Kontakt zu anderen Pferden? Zumindest sehen können sollte es sie. Verträgliche Pferde freuen sich sehr, wenn sie über Boxen- und Paddockwände hinweg gegenseitige Fellpflege betreiben können. Für sozial gestresste Pferde sollte es die Möglichkeit geben, ggf. Litze zwischen den Paddocks zu ziehen, gerade damit die Pferde in Ruhe fressen können.

Falls es sich um einen Offenstall handelt: wie viele Eingänge gibt es? Idealerweise steht mehr als nur ein Eingang zur Verfügung, damit kein Pferd die anderen ein- oder aussperren oder in eine Ecke drängen kann (das macht meine Dolida leider). Ist es eine gemischte Gruppe oder eine reine Wallach- oder Stutenherde?

Wie kommen die Pferde raus?

Im Sommer: gibt es Wiesen? Wie groß sind sie – reicht das Gras, oder muss zugefüttert werden? Bleiben die Pferde 24/7 draußen oder stundenweise? Was ist bei Regen?

Im Winter: Gibt es Winterpaddocks, sodass die Pferde nicht den ganzen Tag alleine in der Box stehen? Haben sie dort etwas zu fressen? Wir standen mal in einem Stall, in dem auf den Paddocks nicht gefüttert werden durfte, damit nicht überall Heureste herumfliegen. 8 Stunden nichts futtern zu können ist für Pferde aber nun mal nicht gesund, sie sollten maximal vier Stunden Fresspause haben.

Wer bringt die Pferde raus und auch wieder rein? Ist sichergestellt, dass kein Pferd alleine draußen bleibt, wenn seine Kumpels reingeholt werden?

Wie sieht es mit Unterstellmöglichkeiten aus? Gibt es Schutz vor Regen und Sonne?

Wie sehen die anderen Pferde aus?

Oft ist es hilfreich, einen Blick auf die anderen Pferde zu werfen.

Wenn sie allesamt zu mager ausschauen, in den Boxen knietief im Mist stehen oder zusammengepfercht auf winzigen Paddocks, dann sollten bei dir alle Alarmglocken schrillen.

Wie schaut die Heuversorgung aus?

Oft ist Heu in der Stallmiete inbegriffen. „Ad libitum / a.d.“ bedeutet dabei, dass es in unbegrenzten Mengen zur Verfügung steht. Erkundige dich, wie das gehandhabt wird.

Verteilen die Stallbetreiber das Heu oder bist du selber dafür zuständig? Wir hatten mal einen Stall, in dem dreimal am Tag Heunetze reingehängt wurden, die wir selber vorher gestopft und vor die Box gestellt haben. Das Stopfen macht natürlich entsprechend Arbeit.
Alternativ dazu wurde das Heu lose auf dem Boden der Box verteilt. Das ist prädestiniert dafür, sich mit Einstreu und Äppeln zu vermengen und eine ziemliche Sauerei zu ergeben.

Sauberer sind Holzkisten, in die das Heu gestopft wird. Frag nach, ob solche Kisten ggf. vom Stall bereitgestellt werden oder ob du sie selber bauen kannst, sofern der Platz in der Box dafür reicht.

Am wenigsten Arbeit machen große Raufen, in die einfach ein eingenetzter Rundballen gestellt wird. Das lohnt sich aber nur, wenn mehrere Pferde zusammen davon fressen.

Falls dein Pferd beispielsweise Asthmatiker ist, steht Heulage zur Verfügung oder nur Heu? Kannst du das Heu bedampfen?

Schau dir die Qualität des Heus ruhig mal an und auch, wie die Ballen gelagert werden. Leider ist es recht verbreitet, dass auch verschimmelte oder gammelnde Ballen zum Füttern bereitgestellt werden.

Was ist mit Kraftfutter?

Wer verteilt das Kraftfutter? Bist du selber dafür zuständig oder machen das die Stallbetreiber? Musst du die Schüsseln dafür portionsweise vorbereiten?

Wie wird gemistet und eingestreut?

Bist du selber für das Misten zuständig, übernimmt das grundsätzlich der Stall oder gibt es hybride Modelle?

Wenn der Stallbetreiber mistet, wie gründlich ist das und genügt das deinen Ansprüchen? Nicht jeder ist Fan davon, „auf Matte“ zu misten (d.h. die oberen Einstreuschicht ist trocken, darunter sammelt sich aber eine mit Urin vollgesogene Schicht, die nur einmal in der Woche oder seltener entfernt wird).
Als überzeugte Selbstversorgerin bin ich sehr pingelig und drehe Dolidas Einstreu täglich auf links. Das kann ein Mistservice in der Regel aber rein zeitlich einfach nicht leisten.

Stellt der Stall Einstreu zur Verfügung? Kostet diese extra und kannst du zwischen verschiedenen Sorten wählen?
Wenn du eigene Einstreu mitbringen musst oder möchtest, gibt es hierfür Lagerflächen?

Wer äppelt Winterpaddocks und die Wiesen ab?

Wie kannst du dein Pferd bewegen?

… und zwar auch, wenn es dunkel ist und in Strömen regnet? Für uns ist eine Reithalle mittlerweile ein absolutes Muss. Denn so schön Ausreiten und ein Außenreitplatz im Sommer auch sind, dein Pferd will schließlich auch an einem lausigen Winterabend bewegt werden.

Erkundige dich, ob die Reithalle zu bestimmten Zeiten gesperrt ist (beispielsweise für Reitschulbetrieb) und ob das für dich passt.

Gibt es einen Round Pen? Gerade wenn du mit deinem Pferd frei arbeiten möchtest, ist das Gold wert.

Frag nach, was wo erlaubt ist. Beispielsweise kann es sein, dass du in der Halle grundsätzlich nicht longieren darfst, auf dem Reitplatz nicht frei laufen lassen darfst oder im Round Pen das Wälzen verboten ist. Für all das mag es vielleicht gute Gründe geben – frag aber lieber vorher nach und überleg dir, ob das für dich passt.

Wie schaut das Ausreitgelände aus?

Schau auf Komoot und gerne auch mal vor Ort oder frag die anderen Einsteller. Was auf einer Karte wie eine wahnsinnig tolle Galoppstrecke aussieht, kann in der Realität leider auch ein dick geschotterter Waldweg sein oder einer, auf dem das Reiten untersagt ist.

Musst du viel an Straßen entlang und was sind das für Straßen? Gut einsichtige Straßen auf dem platten Land sind eine Sache, kurvige Motorradrennstrecken im Wald eine ganz andere.

Welche Services kannst du dazu buchen und was kosten sie?

Zwischen Selbstversorger und Vollpension gibt es eine riesengroße Spannweite an Aufgaben, die du entweder selber übernimmst oder jemanden dafür bezahlst.
Beispielsweise:

  • Weideservice: Aufs Paddock / die Weide rausbringen und wieder reinholen
  • Deckenservice: das Pferd ein- oder ausdecken und Fliegenmasken anziehen
  • Misten
  • Füttern (Heu / Kraftfutter)
  • Medikamentenservice

Auch bestimmte Teile der Anlage kannst du oft optional gegen Aufpreis dazubuchen, etwa eine Führanlage oder ein Solarium.

Hat der Stallbetreiber Angestellte / ein „Backup“?

Nicht ganz unwichtig ist die Frage, was passiert, wenn der Stallbetreiber aus Krankheitsgründen oder ähnlichem ausfällt. Gerade in kleineren Betrieben.

Beispielsweise hatten wir uns mal einen Stall angeschaut, der eigentlich ganz nett war. Die Stallbetreiberin war eine rheinische Bäuerin vom alten Schlag, wahnsinnig sympathisch und Pferdemensch durch und durch. Allerdings längst jenseits der 80. Das Heuverteilen übernähme ihr Mann, „sulang et effe noch jeht“ („solange es eben noch geht“). Und dann? Dann müsse man schauen.
Das war uns zu riskant für einen recht weit entfernten Stall, in dem man nicht mal eben schnell selber zum Füttern rüberfahren kann.

Was ist mit Wochenenden, Feiertagen und Urlauben?

Wenn du beispielsweise einen Mistservice buchst, wird der oft nur unter der Woche angeboten. Erkundige dich, was mit Wochenenden und Feiertagen ist.

Möchtest du auch mal in Urlaub fahren? Wer versorgt dann dein Pferd?

Wie kannst du dein Zubehör unterbringen?

Bei uns Pferdemenschen sammelt sich ja immer jede Menge Zeug an, was das Pferd halt auch einfach braucht: Sattelzeug, Decken, Putzzeug, Kraftfutter und Ergänzungsfutter, drölfzighundert Flaschen und Dosen für die Stallapotheke, … du kennst das. 🤪

Wo kannst du das alles verstauen? Werden Schränke zur Verfügung gestellt oder musst du einen eigenen Schrank mitbringen? Gibt es eine Sattelkammer oder musst du deinen Sattel auch im Schrank unterbringen (alles schon erlebt…)?

Wo kannst du Decken und Schabracken trocknen?

Falls du einen Hänger besitzt, kannst du den am Stall abstellen?

Wen darfst du mit auf den Hof bringen?

Hast du freie Wahl und darfst du deine „eigenen“ Reitlehrer, Trainer, Hufschmiede / -pfleger, Tierärzte, Physios, Osteos & Co. mitbringen? Oder bietet beispielsweise der Stallbetreiber selber Unterricht an und möchte deswegen keine fremden Trainer vor Ort haben?

Sind Hunde am Stall erlaubt? Das kann praktisch sein, wenn du deinen Wutz nicht alleine daheim lassen möchtest. Allerdings haben wir auch schon Ställe erlebt, in denen die Stallhunde plus diverse Einstellerhunde alle zusammen frei im Stall herumtobten, dauernd zwischen die Pferdebeine wuselten und ihr Geschäft in der Reithalle und in der Heuscheune verrichtet haben – das war extrem nervtötend (sage ich als Hundebesitzerin).

Falls du oder dein Pferd Angst vor Hunden habt: gibt es am Stall freilaufende Hunde?

Oh, und aus eigener Erfahrung, wo wir gerade beim Thema sind: gibt es freilaufende Gänse? Hatten wir mal und ich war jedesmal total nervös, weil die auf die Einsteller losgegangen sind. In dem Stall standen wir nicht lange (nicht nur wegen der Gänse). 😵‍💫

Wie weit musst du fahren?

Einen tollen Stall direkt vor der Haustür zu finden, ist leider je nach Region wirklich schwer. Wir sind da gerade sehr verwöhnt, dass wir in 5 Minuten da sind! Das haben wir auch schon anders erlebt. Meistens musst du eine gewisse Anfahrt einkalkulieren.

Überleg dir, wie viel Zeit du für Hin- und Rückfahrt einplanen musst und wie oft am Tag du zum Stall kommen möchtest (oder musst).

Die Kosten als Selbstversorger sind zwar niedriger, dafür brauchst du aber auch länger, ehe du denn endlich mal auf dem Pferd sitzt. Möglicherweise rechnet es sich für dich, lieber etwas mehr Fahrtzeit in Kauf zu nehmen, dafür dann aber in Vollpension zu gehen und vor Ort mehr Zeit mit deinem Pferd verbringen zu können.

Gibt es am Stall genügend Parkplätze? Kommst du ggf. auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin?

Welche Kosten entstehen für dich unterm Strich?

Die meisten von uns haben ja nun mal leider Pferde, bei denen hinten stinknormale Äppel rausfallen und keine Dukaten. Daher spielt das liebe Geld natürlich auch immer eine Rolle.

Der größte Posten ist natürlich die Stallmiete selber. Hinzu kommen die Services, die du extra buchen kannst, und das, was du selber kaufen musst: beispielsweise Einstreu oder Kraftfutter. Und auch die Spritkosten für die Fahrten zum Stall musst du bedenken.

Fazit

Die Suche nach dem idealen Stall kann ziemlich schwer sein. Meistens musst du Kompromisse eingehen und den ein oder anderen Abstrich machen. Wenn du aber weißt, welche Punkte dir wirklich am Herzen liegen und welche nur ein „nice to have“ sind, fällt dir die Entscheidung leichter.

Schreib dir deine Fragen ruhig alle auf und bring die Liste zum Besichtigungstermin mit – dann vergisst du nichts! Und wenn es nur so eine profane, aber durchaus relevante Frage ist, ob es am Stall ein Klo gibt… 😀


So, und jetzt sind wir neugierig: was ist dir wichtig an einem Stall? Und was sind absolute No-Gos, die du vielleicht auch schon selber erlebt hast?

4 Kommentare zu „Stallsuche: auf was musst du achten?“

    1. Hallo Josefina,

      danke für deinen Kommentar! 🙂
      Offenställe haben wir hier auch, wir standen auch tatsächlich mal in einem.
      Ich habe das oben mal ergänzt. Gibt es aus deiner Sicht noch weitere spezielle Punkte, die es in Sachen Offenstall zu beachten gilt? 🙂

      Liebe Grüße
      Anne

  1. Hallo! Im Offenstall ist vielleicht noch wichtiger als in anderen Ställen, ob es eine gemischte oder reine Stuten- oder Wallachherde ist, das kann für Pferde ja auch sehr individuell sein.

    Ich freue mich übrigens richtig, dass es dieses Blog jetzt gibt. Ich komme vom Lieblingsalltag quasi und wollte immer mehr übers Pferd wissen. :))

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