Wenn du drüben auf meinem persönlichen Blog Lieblingsalltag mitliest, hast du es vielleicht schon mitbekommen: ich habe mir tatsächlich ein zweites Pferd gekauft! 🥳
Wieso, weshalb, warum, und was für ein Pferd ist das?
Wenn die Rente näher rückt…
Dolida ist mittlerweile 18 Jahre alt. Dadurch, dass sie aus dem Tierschutz kommt, habe ich sie ja mit einer ganzen Reihe körperlicher Baustellen übernommen. Allem voran sind das ihr Senkrücken sowie die Arthrose.
Über kurz oder lang wird Dolida in Rente gehen. Noch ist sie definitiv nicht soweit, gerade vom Kopf her. Und auch als Rentnerpferd wird sie bei mir bleiben. Aber wenn es an der Zeit ist, möchte ich gerne ein gesundes, jüngeres Pferd an meiner Seite haben, mit dem ich aktiv sein kann.
Daher habe ich in letzter Zeit immer mal wieder Ausschau gehalten nach einem zweiten Pferd. Ich habe lange überlegt, ob ich zwei Pferden gerecht werden kann – zeitlich, emotional und nicht zuletzt auch finanziell. Es wird sicherlich eine Umstellung, aber mein Bauchgefühl sagt: mach es!
Ja, ich hätte natürlich auch warten können, bis Dolida irgendwann einmal auf der ganz großen grünen Wiese galoppiert. Aber dann hätte sich ein neues Pferd wie ein „Ersatz“ angefühlt, ein Lückenbüßer. Und das wäre emotional unfair gegenüber diesem Pferdchen.
Meine Kriterien
Durch Dolida habe ich mich ja hoffnungs verliebt in die spanischen Pferde. 🥰 Daher war klar, es soll wieder ein Spanier werden. Sie bringen einfach einen so tollen Charakter mit, sind klug und treu und noch dazu einfach schick.
In Sachen Geschlecht bin ich eindeutig Team Stute!
Beim Alter war ich nicht sooo festgelegt. Unter 10 Jahren wäre schon toll, einfach damit wir lange auch unterm Sattel zusammen arbeiten können. Ob bereits ausgebildet oder nicht, war für mich als Kriterium aber tatsächlich zweitrangig. Ich habe natürlich einen Heidenrespekt vor der Verantwortung, ein Pferd selber auszubilden. Gleichzeitig ist das aber auch etwas, an dem ich Spaß habe und es schweißt einen als Pferd-Mensch-Team einfach nochmal ganz anders zusammen.
Vorerkrankungen wollte ich nach Möglichkeit ausschließen. Ja, im Zweifelsfall ist mir der Charakter wichtiger und ich bereue es keine Sekunde lang, mit Dolida wissentlich ein Pferd mit diversen körperlichen Baustellen gekauft zu haben. Ich wusste vorher, was da auf mich zukommt. Aber wenn ich jetzt die Chance auf ein gesundes Pferd hätte, wäre das schon… Luxus.
À propos Luxus: ein zweites Pferd ist definitiv Luxus – sogar schon eins. Da ich nicht im Lotto gewonnen habe, muss ich neben den doppelten monatlichen Kosten aber auch den Kaufpreis gestemmt bekommen. Da sind fünfstellige Beträge für mich einfach realistisch nicht machbar.
Zu guter Letzt war mir wichtig, dass ich das Pferdle vorab kennenlernen kann. Und zwar, ohne dafür nach Spanien zu fliegen – das ist preislich und logistisch einfach nicht drin. Denn egal wie toll ein Pferd in einer Anzeige klingen mag, es muss auch einfach die Chemie zwischen uns stimmen.
Die Suche
Ich klapperte immer mal wieder die einschlägigen Pferdeportale ab. So richtig war aber nichts dabei. Bei einer Vierjährigen habe ich lange überlegt. Letzten Endes war aber die Tatsache, dass sie starke Allergikerin ist und daher im Frühjahr vor der Diagnosestellung bereits einmal deutlich abgebaut hatte, ein Ausschlusskriterium für mich.
Tja… und dann fiel mir ein, dass es neben den speziell auf Pferde ausgerichteten Portalen ja auch Kleinanzeigen gibt! Da fiel mir tatsächlich direkt bei der ersten Suche eine Stute ins Auge… zweijährig, Pura Raza Española und auch noch hier aus der Gegend. Wow! 🤩
Ich schrieb die Verkäuferin an und wartete auf eine Antwort. Während ich wartete, lernte ich quasi jeden Pixel der Verkaufsfotos auswendig. 😅
Ich saß da wirklich wie auf heißen Kohlen. Donnerstagvormittags schickte ich die Nachricht ab. Der Tag verging… der Abend… am nächsten Morgen immer noch keine Antwort… ich seufzte und verabschiedete mich innerlich von diesem Pferdchen. Vermutlich war es längst verkauft und nur die Anzeige noch nicht deaktiviert. Der Freitag zog sich in die Länge. Abends startete ich noch einen Versuch und schickte eine weitere Nachricht. Und dann – bekam ich eine Antwort! Tatsächlich hatte es an einer technischen Hürde gelegen, dass die direkt am Donnerstag geschickte Antwort im Nirvana verschwunden war. Puh!
Wir vereinbarten einen Kennenlerntermin für Sonntag.
Das Kennenlernen
Ich muss nicht erwähnen, wie aufgeregt ich war, oder? 😀
Steffi kam natürlich mit und so fuhren wir am Sonntag zur Züchterin.
Die Stute – Felicidad, kurz Feli heißt sie – stand mitsamt ihrer Herde auf einer traumhaft großen Wiese. Sie zeigte sich sehr zutraulich und menschenbezogen – sie ist mit der Flasche aufgezogen worden, da die Mutter sie nicht richtig angenommen hat. Da sie aber in der Herde aufgewachsen ist, sogar mit einem gleichaltrigen Fohlen, hat sie trotz ihrer Menschenliebe auch das Pferdesein gelernt.
Das Exterieur schaut in diesem Alter natürlich noch nicht ganz so aussagekräftig aus, aber ich konnte die Mutterstute kennenlernen und die hat einen stabilen, gesunden Körperbau.
Wir waren tatsächlich bis spätabends da und eigentlich war meine Entscheidung längst gefallen. Nichtsdestotrotz habe ich noch einmal eine Nacht darüber geschlafen – um am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe wachzuwerden mit Herzchen in den Augen beim Gedanken an Feli. 😍
Ein paar Tage später waren wir abends noch einmal da und am Wochenende habe ich schließlich den Kaufvertrag unterzeichnet. Das fühlte sich sooo surreal an!
Noch dazu sind wir just an diesem Wochenende innerhalb unseres Stalls umgezogen: unsere Stuten stehen jetzt alle zusammen in einem großzügigen Offenstall mit riesiger Weide. Direkt daneben grenzt das Areal der beiden Jungs an, die ebenfalls einen Offenstall mit viel Auslauf haben. Was für eine aufregende Zeit! 🤩
Wie kommt das Pferdchen von A nach B?
Nun stellte sich natürlich die Frage, wie wir Feli zu uns in den Stall bekommen würden. Eine Freundin hätte zwar Hänger und Zugfahrzeug zur Verfügung stellen können, aber als Pferdekind kennt Feli das Angebundenwerden noch nicht.
Daher habe ich ein Pferdetaxi organisiert mit einem großen Dreierhänger, in dem sie unangebunden fahren kann. Zudem hat der Mensch einfach wahnsinnig viel Erfahrung im Transportieren von Jungpferden. Ich habe ihm dann auch bewusst das Verladen und Ausladen überlassen, damit Feli diese im Zweifelsfall stressige Erfahrung nicht direkt mit mir verbindet.
Mit ein bisschen Koordination fand sich ein Termin, an dem sowohl das Pferdetaxi, als auch die Züchterin und ich Zeit hatten.
Shoppen gehen fürs Pferdle No. 2
„Ich hab ja durch Dolida eigentlich schon alles da und brauche nicht mehr viel…“ – haha, manchmal muss ich ja echt lachen, wenn ich mir selber so zuhöre. 😂
Natürlich ging es erstmal zu Krämer! Gekauft habe ich für Feli ein Halfter mitsamt Strick, einen Futtereimer, eine Putztasche und die Grundausstattung an Putzzeug. Ich bin da tatsächlich ziemlich minimalistisch unterwegs und habe für Dolida auch nicht so viel Kram – Feli hat die gleiche Ausstattung bekommen:
- Hufkratzer
- Huffett-Pinsel mitsamt einer Schraubdose
- Mähnenbürste
- Magic Brush
- Kardätsche
- Wurzelbürste
Beim Halfter war natürlich das große Rätselraten, welche Größe ihr wohl passen würde. Sie ist ja noch nicht ausgewachsen und hat einen schmalen Kopf… der aber doch schon ziemlich lang ist. Letzten Endes habe ich mich für F entschieden, also Warmblut – das trägt Dolida auch. Im Zweifelsfall hätte sie etwas zum Reinwachsen. 🤭
Der große Tag ist da: Feli zieht ein!
Am Freitag war es schließlich soweit, Feli würde in unseren Stall ziehen!
Ich hatte mir den Tag frei genommen und fuhr morgens früh mit einer lieben Freundin zur Züchterin. Das neue Halfter hatte ich ebenso dabei wie ein geliehenes kleineres von Steffis Wallach Amigo in Größe COB.
Ich war ganz schön aufgeregt… ich kann ja alle Aufregung abschalten, sobald ich bei einem Tier bin, aber vorher gelingt mir das nicht unbedingt. 😀
Es fühlte sich immernoch irgendwie unwirklich an… gehörten jetzt tatsächlich zwei Pferde zu mir?! Sehr surreal… bis schließlich das Pferdetaxi in Sicht kam. Jetzt wurde es konkret!
Feli stand mit der Herde auf der Wiese. Sie ließ sich gut aufhalftern und tatsächlich passt ihr das Warmbluthalfter, das andere wäre zu klein gewesen. Die anderen Pferde bekamen Futter zum Ablenken, sodass ich sie unbehelligt von der Wiese führen konnte. Dann drückte ich den Führstrick dem Pferdetaximenschen in die Hand und er ging mitsamt einem Futtereimer in den Hänger, Feli im Schlepptau. Die marschierte ruhig mit und stieg in den Hänger, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. Wow! 🥰
Mir fielen schonmal diverse Kilo Steine vom Herzen und ich bin soooo stolz auf die kleine Maus. Das war einfach traumhaft entspannt.
Die Fahrt zum Stall dauerte gut zwanzig Minuten. Wir flitzten dann erstmal schnell auf die Weide, um die Stutenherde auf den hinteren Teil der Wiese zu sperren. Das hatten wir am Vorabend bereits vorbereitet mit Litze und Wasserbottichen, sodass wir die Stuten jetzt nur noch hinauskomplimentieren mussten. Dadurch würde Feli in aller Ruhe ankommen und erst einmal den Stall und die vordere Wiese erkunden können.
Vom Hänger stieg Feli ziemlich souverän und hatte während der Fahrt auch nur minimal geschwitzt. Sie brauchte ein paar Minuten, um sich in den Stall zu trauen, ließ sich dann aber doch sehr ruhig dazu bewegen. Puh – als ich hinter uns das Tor schloss und der Maus ihr Halfter abnahm, fiel gaaaaanz viel Anspannung von mir ab. Es war geschafft, das Pferdle war heil angekommen! 🥰
Ankommen im neuen Zuhause
Wie gesagt, vorerst hatte Feli den gesamten Offenstall mitsamt Paddock und vorderer Wiese für sich. Sie schaute sich neugierig, aber entspannt um, zuppelte hier mal einen Heuhalm und schnupperte da mal an den Tränken.
Alleine nach draußen traute sie sich erstmal nicht, auch wenn sie mit gespitzten Öhrchen die Herde ganz hinten am Horizont beobachtete. Erst als wir Zweibeiner nach draußen gingen, kam sie mit. Generell ist sie sehr menschenbezogen und stellte sich lieber zu uns als zu den anderen Pferden am Zaun.
Die Lamellenvorhänge in den Durchgängen nach draußen waren Feli erstmal suspekt, obwohl wir sie schon zur Hälfte auf Seite gebunden haben. Nachdem ich ein paar Mal mit ihr zusammen durchgegangen bin, waren die aber schon kein Problem mehr.
Die Heuraufe drinnen hatte sie schnell entdeckt und frühstückte erst einmal ausgiebig. Ich saß neben ihr, kraulte sie und genoss einfach das entspannte Kauen.
Wir haben bei uns im Stall Selbsttränken, die kannte Feli noch nicht. Sie schaute mir aber neugierig zu, wie ich mit dem Wasser herumplanschte und gegen den Mechanismus drückte, der das Wasser zum Nachlaufen bringt. Sie hielt denn auch gleich ihre Schnute ins Wasser und spielte damit herum – nach ein paar Wiederholungen hatte sie auch schon begriffen, dass sie hier trinken kann und dass sie mit der Nase gegen den Mechanismus drücken muss. So ein kluges Pferdchen. 🤩
Das Vergesellschaften
Über Nacht ließen wir Feli den gesamten Stall und den vorderen Teil der Wiese, während die Stutenherde hinten auf der Wiese blieb.
Damit sich die Pferde aneinander gewöhnen können, bauten wir am nächsten Morgen einen eigenen Bereich für Feli: sowohl drinnen im Offenstall, als auch draußen hat sie jetzt ihr eigenes Refugium. Auf den Litzen ist Strom, damit keine der Damen auf den Gedanken kommt, durch den Zaun hinweg zu treten oder sonstige Unhöflichkeiten auszutauschen.
Vorne an den Fressständen haben wir aber ein hohes Weidezeltpanel ohne Strom darauf eingesetzt, sodass die kleine Maus entspannt neben den anderen fressen kann, ohne versehentlich eine geflitscht zu bekommen. Über das Panel hinweg können die Pferde sich auch gefahrlos beschnuppern.
Meine Dolida sowie Steffis Leya sind ja die ranghöchsten Stuten in der Herde; die zwei sind noch nicht ganz so begeistert von diesem Neuankömmling. Die anderen beiden Stuten und auch die beiden Wallache haben über den Zaun hinweg aber schon mal friedlich geschnuppert.
Immerhin liegen Dolidas Ohren mittlerweile schon nicht mehr ganz so flach am Kopf an, wenn sie Feli sieht. Ich habe ihr natürlich erklärt, dass die Kleine quasi ihr Geschwisterchen ist und sie ab sofort beide zu meinem Team gehören. 😅
Mal gespannt, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt. Spätestens gegen Ende des Monats sollte Feli in die Herde integriert sein, denn dann kommen zwei weitere Stuten hinzu und vervollständigen die Truppe. Die werden wir dann ebenfalls über diesen separaten Bereich eingewöhnen und vergesellschaften.
Wie geht es weiter?
Feli ist ja noch ein Pferdekind. Auch wenn sie schon recht groß ist, steckt ihr Körper noch mitten in der Entwicklung und natürlich auch ihre Pferdeseele. Pferde sind in puncto Muskeln, Sehnen, Bänder und Knochen ja generell erst mit rund sieben Jahren ausgewachsen und Spanier sind eh Spätentwickler. Daher darf sie in aller Ruhe ihre Kindheit genießen.
Über den Winter werde ich mit Feli das Fohlen-ABC ein bisschen festigen – Halftern und Geführtwerden macht sie ja schon toll, aber wir werden das Putzen und Stehenbleiben üben, das Hufegeben und nach und nach auch das Bearbeiten der Hufe. Sie bringt ganz viel Vertrauen in Menschen mit, das erleichtert das alles natürlich. Tatsächlich ist Feli eines der wenigen Pferde, die ich kenne, die vorher noch keine unschönen Erfahrungen mit Menschen machen mussten. So viel Vertrauen und Gelassenheit bei einem kleinen Pferd zu sehen, ist einfach irre schön. 💛
Erst einmal in Begleitung anderer Pferde werden wir das Spazierengehen üben und dann allmählich die Grundlagen der Bodenarbeit – vorwärts und rückwärts gehen, links und rechts, die Schulter oder die Hinterhand weichen lassen. Durch Dolida habe ich ja ganz viel über feine Körpersignale gelernt und so wie ich Feli bis jetzt einschätze, ist sie genauso fein und sensibel wie Dolida.
Unerschrocken ist die Maus jetzt schon – unser Stallbetreiber musste mit der Ramme einen Metallpfosten in den Boden schlagen und Feli stand seelenruhig gerade einmal einen Meter davon entfernt und hat neugierig die Baufaufsicht gemacht, ohne sich von dem Geschepper beeindrucken zu lassen. 😀
In Sachen Gelassenheitstraining fangen wir damit also wahrscheinlich nicht bei Null an. Da wird sie nach und nach beispielsweise lernen, dass Decken nicht gruselig sind und man über komische Dinge auf dem Boden drüberspazieren kann.
Richtung Frühsommer – wenn die Maus 3 Jahre alt ist – möchte ich ganz sanft mit dem Muskelaufbau vom Boden aus beginnen, in kleinen Einheiten. Anreiten werde ich sie aber erst in rund drei Jahren und mir dafür dann auch Support holen.
Natürlich bin ich auch sehr gespannt, wie Feli sich körperlich verändern wird. Noch ist sie dunkel, sie wird aber mit jedem Fellwechsel heller werden und schließlich ein Schimmel werden. Das kann aber locker zehn Jahre dauern und so wird sie jedes Jahr ein bisschen anders ausschauen. Auch die Größe bleibt spannend… ihre Eltern haben ein Stockmaß von 1,60m bzw. 1,65m, aber wenn Feli jetzt mit zwei Jahren schon so groß ist, will sie vermutlich echt hoch hinaus. 😀
Wir lassen uns also ganz viel Zeit und ich freue mich so sehr auf das Abenteuer Jungpferd – darauf, dem Pferdekind die Welt zu zeigen und mit Feli zu einem ebenso tollen Team zusammenzuwachsen wie mit Dolida. 🥰